Bundestagswahl: GroKo oder Jamaika

Nach den letzten Umfragen wird es rechnerisch wohl nur für eine Fortsetzung der Großen Koalition aus Union und SPD oder für eine Koalition aus Union, FDP und Grünen reichen. Für Union und FDP, eine Linkskoalition aus SPD, Grüne und Linke oder eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP fehlt es bereits an einer rechnerischen Mehrheit. Damit bleibt Merkel wohl aller Voraussicht nach Kanzlerin, die SPD steht vor ihrem historisch schlechtesten Ergebnis. AfD, FDP und Grüne können mit ihrem Einzug in den Bundestag rechnen.

Hier die letzten Umfragen:

http://www.wahlrecht.de/umfragen/politbarometer.htm

http://www.wahlrecht.de/umfragen/gms.htm

 

Satirepartei Die Partei muss keine Strafe zahlen

Das Verwaltungsgericht Berlin hat eine von der Bundestagsverwaltung gegen die Satirepartei Die Partei verhängte Strafzahlung aufgehoben. Die Partei hatte im Jahr 2014 eine Lücke im Parteiengesetz genutzt und Geld verkauft, um damit zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Diese Einnahmen waren dann wiederum Grundlage für staatliche Zuwendungen. Damit ahmte sie die AfD nach, die Gold ohne Gewinnabsicht verkauft hatte, ebenfalls allein mit dem Ziel, Einnahmen zu erzielen. Gegen die AfD hatte die Bundestagsverwaltung keine Strafzahlung verhängt. Das Verwaltungsgericht sah kein gesetzeswidriges Verhalten der Satirepartei und gab deren Klage statt. Ihr Vorsitzender Sonneborn erklärte, dass er das Urteil akzeptiere und keine Rechtsmittel einlegen werde. Dies ist jedoch von der Bundestagsverwaltung zu erwarten. Der Gesetzgeber hat mittlerweile die Gesetzeslücke geschlossen.

documenta kommt auf den Prüfstand – Kassel soll Standort bleiben

Die documenta ist organisatorisch und finanziell an ihre Grenzen gestoßen. Deshalb soll das Konzept der Weltkunstausstellung einer intensiven Prüfung unterzogen werden. Dies erklärten Oberbürgermeister Geselle und Staatsminister Rhein nach einer Aufsichtsratssitzung der documenta gGmbH. Nicht ausgeschlossen wird, den Bund als dritten Gesellschafter neben dem Land Hessen und der Stadt Kassel aufzunehmen. Beide betonten, erst Ende August von den finanziellen Engpässen erfahren zu haben. Angestrebt wird deshalb insbesondere eine Verbesserung des Controllings. Beide Gesellschafter wollen zu Gunsten der Gesellschaft Bürgschaften in Höhe von insgesamt acht Millionen Euro übernehmen, damit diese in die Lage versetzt wird, einen Kredit in dieser Höhe aufzunehmen. Das Defizit, das insbesondere am Standort in Athen entstanden sei, wird nach einer vorläufigen Prüfung jedoch deutlich geringer ausfallen.

Bargeldboten: documenta-Geschäftsführerin wies vor Monaten auf Notwendigkeit hin

Bereits im Februar 2017 wies die documenta-Geschäftsführerin Annette Kulenkampff im Kulturausschuss des Stadtparlaments auf die Folgen der griechischen Finanzkrise für die Organisation der Ausstellung in Athen hin. Normaler Zahlungsverkehr war nicht möglich, weil man in Athen lediglich 120,- € pro Woche an Bargeld vom Bankkonto abheben durfte. Deshalb verlangten die Lieferanten Barzahlung und das Bargeld wurde von Kassel aus durch Boten nach Athen gebracht.

Hier geht es zum Bericht aus dem Kulturausschuss: https://freiewaehler-und-piraten.de/2017/02/15/notizen-aus-dem-kulturausschuss/#more-550

FDP und Grüne schließen Jamaika nicht aus

Sowohl die FDP als auch die Grünen haben auf Parteitagen am Wochenende eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen nach der Bundestagswahl nicht ausgeschlossen. In ihren Reden attackierten sich die Spitzenpolitiker beider Seiten zum Teil heftig, ließen dabei aber eine Hintertür für Gespräche über eine Zusammenarbeit nach der Wahl offen. Nach den aktuellen Umfragen ist eine Jamaika-Koalition neben der Fortführung einer großen Koalition aus Union und SPD rechnerisch die einzige Alternative.

Erwartbar: documenta schließt mit einem Defizit ab

Die documenta wird mit einem Defizit abschließen, nicht zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Dass dies auch bei der jetzt zu Ende gehenden Ausstellung der Fall sein würde, war zu erwarten. Die Geschäftsführerin der documenta gGmbH, Annette Kulenkampff, hatte bereits vor der Eröffnung der Ausstellung auf eine Unterfinanzierung hingewiesen. Bespielt wurden mit Athen und Kassel zudem zwei Ausstellungsorte und mit 163 Tagen war sie länger zu sehen als jede ihrer Vorgängerinnen. Dass dies mehr Geld kosten würde musste jedem klar sein, der des kleinen Einmaleins mächtig ist.

Umso mehr verwundert es, dass die örtliche Tageszeitung hieraus einen großen Skandal macht. Kuriose Fehlentscheidungen des künstlerischen Leiters Adam Szymczyk und der Standort Athen seien Schuld an einer drohenden Insolvenz der documenta. Als Beispiele werden angeführt horrende Stromrechnungen wegen der Hitze in Athen und Transportkosten des Marmorzeltes, das sowohl in Athen als auch in Kassel zu sehen war, „in sechsstelliger Höhe“. Mittlerweile hat die Künstlerin des Marmorzeltes erklärt, dass die Verschiffung des Zeltes 6560,- € gekostet habe, gezahlt von einer kanadischen Stiftung. Spekuliert wird auch, von wem die Informationen über die angeblich drohende Insolvenz stammen. Das Umfeld des Oberbürgermeisters wird mittlerweile von dieser Tageszeitung nicht unwesentlich geprägt.

Immer wieder wird diskutiert, dass die Weltkunstausstellung documenta nicht in die hessische Provinz gehört. Diese Diskussion ist durch die Berichterstattung der örtlichen Tageszeitung ganz sicher befeuert worden.

documenta-Leiter wehrt sich gegen Vorwürfe der HNA – „unprofessioneller Journalismus“

Als Spekulationen und Halbwahrheiten weist der Künstlerische Leiter der documenta, Adam Szymczyk, und sein kuratorisches Team die von der HNA erhobenen Vorwürfe zurück. Diese hatte den Künstlerischen Leiter und die Geschäftsführerin der documenta gGmbH verantwortlich gemacht für das, was die Autoren des HNA-Artikels „als den unmittelbar bevorstehenden Bankrott der documenta bezeichnen“, so Szymczyk und sein kuratorisches Team in einer gemeinsamen Erklärung. „Keiner der Journalisten hat es für nötig befunden, ihre Informationen mit den beiden Protagonisten abzugleichen, noch ein differenziertes Bild der komplexen Situation zu zeichnen.“ Dadurch seien irreführende Eindrücke durch „unprofessionellen Journalismus“ entstanden.

Die Erklärung verweist darauf, dass die documenta 14 in zwei Städten und über eine Dauer von insgesamt 163 Ausstellungstagen realisiert wurde, „eine ganze Stadt und 63 Tage mehr als jede bisherige documenta.“ Das Konzept zweier Veranstaltungsorte sei gegenüber den Gesellschaftern und dem Aufsichtsrat deutlich kommuniziert worden. „Tatsächlich war es genau dieses Konzept mit den ihm innewohnenden und vorhersehbaren Herausforderungen, welches die internationale Findungskommission davon überzeugt hat, im November 2013 Adam Szymczyk als Künstlerischen Leiter der documenta 14 vorzuschlagen.“ Die Gesellschafter der documenta 14 hätten diese Nominierung willkommen geheißen, autorisiert und sich damit auf die Realisierung des genannten Konzepts festgelegt. Noch zu jenem Zeitpunkt „haben sie verstanden, dass diese bedeutende Kunstveranstaltung sich nicht mehr nur darauf beschränken konnte, die Welt nach Kassel zu bringen, sondern sich selbst verlagern musste, um zur Verkörperung des Wandels zu werden – und so ihren Grundgedanken und ihre Legitimierung neu zu entdecken –, wie dies schon einige Ausgaben der documenta in der Vergangenheit getan hatten.“

Die Erklärung im Wortlaut:

Mit Befremden haben wir die Artikel, am 12. September in der Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel erschienen sind, gelesen.

In den Artikeln werden die Meinungen der Autoren als objektive Tatsachen präsentiert und Spekulationen und Halbwahrheiten wiederholt, denen zufolge der Künstlerische Leiter der documenta 14, Adam Szymczyk, und die Geschäftsführerin der documenta gGmbH, Annette Kulenkampff, verantwortlich für das gemacht werden, was die Autoren als den unmittelbar bevorstehenden Bankrott der documenta bezeichnen. Laut der Autoren wurde dies durch einen Mangel an Managementkompetenz und einem völligen Versagen der finanziellen Aufsicht seitens des Teams der documenta gGmbH verursacht. Keiner der Journalisten hat es für nötig befunden, ihre Informationen mit den beiden Protagonisten abzugleichen, noch ein differenziertes Bild der komplexen Situation zu zeichnen.

Wir erkennen die Verantwortung an, die mit der Organisation einer Ausstellung, die teilweise mit öffentlichen Geldern finanziert wird, verbunden ist. Zudem wird die documenta 14 kollektiv und transnational öffentlich gemacht, über die Mechanismen lokaler, regionaler und nationaler Identitäten und der damit verbundenen Finanzierungssysteme hinaus. Die Debatte um Verantwortung und Rechenschaft muss auch in diesem Sinne verstanden werden. Dies berücksichtigend, möchten wir die irreführenden Eindrücke dieses unprofessionellen Journalismus korrigieren. Die Dimensionen sowie der geplante Inhalt des documenta 14 Projekts sind von Adam Szymczyk Ende des Jahres 2013 vorgeschlagen worden. Sein Konzept zweier Veranstaltungsorte – Athen und Kassel – ist damals sämtlichen verantwortlichen Parteien gegenüber deutlich kommuniziert worden, also sämtlichen Gesellschaftern, dem Aufsichtsrat der documenta gGmbH. Seit seiner Berufung zum Künstlerischen Leiter haben diese Gesellschafter immer wieder ihre Unterstützung für das Projekt zum Ausdruck gebracht und haben hinter allen Schritten im Prozess dieser documenta 14 mit ihren zwei Veranstaltungsorten gestanden. Tatsächlich war es genau dieses Konzept mit den ihm innewohnenden und vorhersehbaren Herausforderungen, welches die internationale Findungskommission davon überzeugt hat, im November 2013 Adam Szymczyk als Künstlerischen Leiter der documenta 14 vorzuschlagen. Die Gesellschafter der documenta 14 hießen diese Nominierung willkommen, autorisierten sie und legten sich damit auf die Realisierung des genannten Konzepts fest. Zu jenem Zeitpunkt haben sie verstanden, dass diese bedeutende Kunstveranstaltung sich nicht mehr nur darauf beschränken konnte, die Welt nach Kassel zu bringen, sondern sich selbst verlagern musste, um zur Verkörperung des Wandels zu werden – und so ihren Grundgedanken und ihre Legitimierung neu zu entdecken –, wie dies schon einige Ausgaben der documenta in der Vergangenheit getan hatten.

Angesichts der Ereignisse der letzten Tage müssen wir zu dem Schluss kommen, dass diese Zustimmung sehr viel mehr an Bedingungen geknüpft und begrenzt war, als man uns glauben ließ. Es ist eine Tatsache, dass sich das Budget und die Strukturmittel seit 2012 nicht wesentlich verändert haben, trotz der Tatsache, dass dieses neue Projekt notwendigerweise größere und offensichtliche Folgen für die finanzielle Seite haben würde. Bis auf eine Anpassung die im Sommer 2016 (deren Kosten zwischen den Gesellschaftern und den Ticketverkäufen der documenta 14 aufgeteilt werden sollten) diskutiert und im Winter umgesetzt wurde, sind keine zusätzlichen Mittel für notwendig befunden worden für die Realisierung der Ausstellung in zwei Städten und über eine Dauer von insgesamt 163 Ausstellungstagen – eine ganze Stadt und 63 Tage mehr als jede bisherige documenta.

Im Geiste einer gemeinsamen Auseinandersetzung glauben wir, dass es an der Zeit ist, das System der Wertschöpfung solcher Megaausstellungen wie der documenta auf den Prüfstand zu stellen. Wir möchten das ausbeuterische Modell, unter dem die rechtlichen Gesellschafter der documenta „die wichtigste Ausstellung der Welt“ produzieren möchten, anprangern. Die Erwartungen von stets wachsendem Erfolg und ökonomischem Wachstum führen nicht nur unmittelbar zu ausbeuterischen Arbeitsbedingungen, sondern gefährden die Möglichkeit, dass die Ausstellung ein Ort kritischer Aktion und künstlerisches Experimentierfeld bleibt. Wie lässt sich die Wertschöpfung der documenta messen? Das Geld, das während Dauer und Vorbereitung der documenta in die Stadt fließt, übersteigt die Summe, die Stadt und Region in die Ausstellung investieren, und zwar um ein Vielfaches.

Wir haben entschieden uns gerade jetzt zu äußern und gemeinsam die Unabhängigkeit der documenta als kulturelle und künstlerische Institution vor parteipolitischen Interessen zu schützen. Die Politik hat diesen Medienrummel verursacht, indem sie das Bild des unmittelbar bevorstehenden Bankrotts der documenta in Umlauf gebracht hat und sich selbst als „Retter“ in einer Krise präsentiert, deren Entwicklung sie selbst zugelassen hat.

Wir beziehen Position als Kulturarbeiter_innen, die die Umsetzung dieses (gewiss kontroversen) Vorhabens der documenta 14 durchgeführt haben. Wir stehen hinter der Arbeit von Annette Kulenkampff und der Verwaltung der documenta gGmbH.

Ohne Möglichkeit der politischen Einflussnahme, wollen wir als Organisatoren der Veranstaltung an der lebendigen Auseinandersetzung und Debatte festhalten, die aus unserer Arbeit hervorgegangen ist. Wir wollen nicht, dass sie aus Gründen der politischen Opportunität ignoriert werden. Wir bitten um einen Moment des Innehaltens und Nachdenkens unserer Gesellschafter. Wir leben in einem Moment, in dem Zeit und Frieden rar sind. Freiheit, künstlerische oder andere Arten von Freiheit, ist etwas das wir erhalten müssen. In der heutigen Welt erscheint uns das nötiger denn je. Wir bitten alle, ob sie nun Akteure in dieser Kontroverse sind oder nicht, sich mit uns in der Verteidigung der Werte einer freien, kritischen und experimentellen documenta solidarisch zu zeigen.

Wir senden dieses Statement an die deutschen und internationalen Medien, in der Hoffnung eine reflektierte Diskussion und neues Bewusstsein für das zu erzeugen, was hier auf dem Spiel steht.

Der Künstlerische Leiter und das kuratorische Team der documenta 14

Adam Szymczyk, Künstlerischer Leiter
Sepake Angiama, Leiterin der Vermittlung
Pierre Bal-Blanc, Kurator
Marina Fokidis, Kuratorische Beraterin
Hendrik Folkerts, Kurator
Natasha Ginwala, Kuratorische Beraterin
Ayse Gülec, Community Liaison
Candice Hopkins, Kuratorische Beraterin
Salvatore Lacagnina, Studio 14
Quinn Latimer, Chefredakteurin der Publikationen
Andrea Linnenkohl, Kuratorische Beraterin
Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Curator at Large
Hila Peleg, Kuratorin
Paul B. Preciado, Kurator der Öffentlichen Programme
Dieter Roelstraete, Kurator
Erzen Shkololli, Kuratorischer Berater
Elena Sorokina, Kuratorische Beraterin
Monika Szewczyk, Kuratorin
Paolo Thorsen-Nagel, Sound and Music Advisor
Katerina Tselou, Kuratorische Beraterin

Umfrage: SPD noch bei 20%

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap erreicht die SPD nur noch eine Zustimmung von 20%. Eine Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen erhielte danach lediglich 37%, so dass es für diese Konstellation wohl nicht zu einer Mehrheit reichen wird. Denkbar wäre eine nach dieser Umfrage geschrumpfte „große“ Koalition aus Union und SPD mit 57% Zustimmung oder ein Bündnis aus Union, FDP und Grünen (54%).

Hier geht es zur Umfrage: http://www.wahlrecht.de/umfragen/dimap.htm

AfD-Spitzenkandidatin Weidel weist Vorwurf der illegalen Beschäftigung einer Asylbewerberin zurück

Die Spitzenkandidatin der AfD, Alice Weidel, hat den von der Wochenzeitung „Die Zeit“ erhobenen Vorwurf, sie  habe eine Asylbewerberin schwarz für sich arbeiten lassen, als falsch zurückgewiesen. Sie beschäftige eine Studentin als Haushaltshilfe und zahle diese bar. Dies sei nach Schweizer Recht legal, weil Hausangestellte nur dann bei der kantonalen Ausgleichskasse angemeldet werden müssen, wenn ihr Lohn im Jahr 750 Franken übersteige. Löhne unter dieser Grenze seien beitragsfrei und nicht meldepflichtig, so Weidel.