Schulz verzichtet auf Amt des Außenministers

Der noch amtierende SPD-Chef Schulz verzichtet darauf, in der neuen Regierung das Amt des Außenministers zu übernehmen. Er sieht durch die parteiinterne Diskussion um seine Person ein erfolgreiches Votum beim SPD-Mitgliederentscheid über Schwarz-Rot gefährdet. „Daher erkläre ich hiermit meinen Verzicht auf den Eintritt in die Bundesregierung und hoffe gleichzeitig inständig, dass damit die Personaldebatten innerhalb der SPD beendet sind“, so Schulz. „Wir alle machen Politik für die Menschen in diesem Land. Dazu gehört, dass meine persönlichen Ambitionen hinter den Interessen der Partei zurückstehen müssen.“
Die Erklärung von Schulz im Wortlaut:
„Der von mir gemeinsam mit der SPD-Parteispitze ausverhandelte Koalitionsvertrag sticht dadurch hervor, dass er in sehr vielen Bereichen das Leben der Menschen verbessern kann. Ich habe immer betont, dass – sollten wir in eine Koalition eintreten – wir das nur tun, wenn unsere sozialdemokratischen Forderungen nach Verbesserungen bei Bildung, Pflege, Rente, Arbeit und Steuer Einzug in diesen Vertrag finden. Ich bin stolz sagen zu können, dass das der Fall ist. Insbesondere ist die Neuausrichtung der Europapolitik ein großer Erfolg. Umso mehr ist es für mich von höchster Bedeutung, dass die Mitglieder der SPD beim Mitgliedervotum für diesen Vertrag stimmen, weil sie von dessen Inhalten genauso überzeugt sind, wie ich es bin. Durch die Diskussion um meine Person sehe ich ein erfolgreiches Votum allerdings gefährdet. Daher erkläre ich hiermit meinen Verzicht auf den Eintritt in die Bundesregierung und hoffe gleichzeitig inständig, dass damit die Personaldebatten innerhalb der SPD beendet sind. Wir alle machen Politik für die Menschen in diesem Land. Dazu gehört, dass meine persönlichen Ambitionen hinter den Interessen der Partei zurück stehen müssen.“

 

Offener Machtkampf in der SPD: Gabriel wirft Schulz Wortbruch und Respektlosigkeit vor

Nach seiner Nichtberücksichtigung für das neue Kabinett erhebt der noch amtierende Außenminister Sigmar schwere Vorwürfe gegenüber der SPD-Führung: „Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinander geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt“, so Gabriel gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Gabriel bezieht sich offenbar auf eine Zusage von Schulz, dass er im Falle der Bildung einer großen Koalition Außenminister bleiben werde. Zuvor hatte Gabriel zu Gunsten von Schulz auf den Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur verzichtet und das Amt des Außenministers übernommen. Ob es eine solche Zusage gibt, ist jedoch unklar. Schulz, der noch nach der Bundestagswahl ausgeschlossen hatte, in ein Kabinett Merkel einzutreten, hatte am Mittwoch erklärt, dass er selbst Außenminister werden will. „Ich habe das Amt des Außenministers gern und in den Augen der Bevölkerung offenbar auch ganz gut und erfolgreich gemacht. Und da ist es ja klar, dass ich bedauere, dass diese öffentliche Wertschätzung meiner Arbeit der neuen SPD-Führung herzlich egal war“, so Gabriel. Auch wenn in der Politik auch schon mal mit harten Bandagen gestritten werde, sollte jedoch mit offenem Visier erfolgen. „Ich komme wohl noch zu sehr aus einer analogen Welt, in der man sich nicht immer nur umschleicht, sondern sich einfach mal in die Augen schaut und die Wahrheit sagt. Das ist scheinbar aus der Mode gekommen.“ Wohl aus Verärgerung hat Gabriel sämtliche Termine als Außenminister abgesagt. „Für mich beginnt jetzt eine neue Zeit. Meine kleine Tochter Marie hat mir heute früh gesagt: ‚Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht.'“

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Hans Eichel fordert Schulz zum Verzicht auf Ministeramt auf

Der frühere Finanzminister und hessische Ministerpräsident Hans Eichel hat seinen Parteivorsitzenden Martin Schulz aufgefordert, nicht als Minister in ein Kabinett Merkel einzutreten. Gegenüber der Welt am Sonntag erklärte er, dass Schulz als Parteivorsitzender die Erneuerung der SPD zu seiner Hauptaufgabe machen und dies nicht als Nebenjob begreifen solle. Er verstehe diejenigen Parteifreunde, die sich Sorgen um die Erkennbarkeit der SPD machen. „Gerade ihnen muss deutlich werden: Die Erneuerung der SPD ist eine überlebenswichtige Aufgabe, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen darf“, so Eichel.

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Schulz und Seehofer wollen Minister werden

Die Vorsitzenden von SPD und CSU, Martin Schulz und Horst Seehofer, streben offenbar Ministerämter in der Bundesregierung an. Dies haben beide Politiker gegenüber Führungskräften ihrer jeweiligen Parteien erkennen lassen berichtet der Spiegel. Schulz will demnach Außenminister oder Finanzminister werden, Seehofer Wirtschaftsminister oder Finanzminister. Im Bundestagswahlkampf hatte Schulz erklärt, nicht in ein Kabinett Merkel eintreten zu wollen.

SPD will ohne Gabriel mit Union sondieren

Der Vorstand der SPD hat einstimmig beschlossen, Sondierungsgespräche mit der Union zur Bildung einer neuen Bundesregierung aufzunehmen. Der Vorstand folgt damit einem Vorschlag von Parteichef Martin Schulz, der unmittelbar nach der Bundestagswahl und dann noch einmal nach dem Scheitern einer Jamaika-Koalition eine große Koalition mit der Union ausgeschlossen hatte. Erst eine deutliche Mahnung des Bundespräsidenten Steinmeier führte zu einem Umdenkungsprozess in der SPD. Zum zwölfköpfigen Verhandlungsteam gehört nicht der ehemalige Vorsitzende Sigmar Gabriel, der die SPD in die letzte große Koalition geführt hat. Der Vorstand benannte Schulz, Fraktionschefin Andrea Nahles, Generalsekretär Lars Klingbeil, die sechs stellvertretenden Parteichefs sowie den niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil, NRW-Landeschef Michael Groschek und die stellvertretende saarländische Regierungschefin Anke Rehlinger. Groschek ist der Vorsitzende des größten Landesverbandes, der einer großen Koalition sehr skeptisch gegen übersteht, die Landespolitiker Weil und Rehlinger hatten zuletzt erfolgreich große Koalitionen verhandelt.

 

SPD-Parteitag: Nur 59,2% für Olaf Scholz

Bei den Wahlen zum Vorstand der SPD hat Olaf Scholz mit 59,2% das schlechteste Ergebnis aller Stellvertreter erreicht. Scholz war vor dem Parteitag als Nachfolger von Parteichef Schulz gehandelt worden, der mit 81,5% in seinem Amt bestätigt wurde. Das beste Ergebnis für den stellvertretenden Vorsitz erreichte mit 97,5% Malu Dreyer, gefolgt von Manuela Schwesig (86,0%), Natascha Kohnen (80,1%), Thorsten Schäfer-Gümbel (78,3%) und Ralf Stegner (61,6%).

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SPD kann sich auch in der GroKo erneuern – wenn sie denn eine Erneuerung will

Die SPD müsse sich jetzt erneuern und dürfe deshalb nicht eine große Koalition mit der Union eingehen. Zudem werde die SPD in einer solchen Konstellation noch weiter an Zustimmung verlieren. Betrachtet man nur die beiden großen Koalitionen unter Merkel, dann mag dieser Eindruck richtig sein. Schaut man weiter zurück, so kommen Zweifel auf. In der ersten großen Koalition von 1966 bis 1969 war die SPD auch Juniorpartner und stellte mit Willy Brandt nur den Vizekanzler und Außenminister. Dennoch legte sie in der Wahl 1969 zu und die Union als Partei des Kanzlers verlor an Zustimmung. Am Ende stellte die SPD aus der großen Koalition heraus mit Brandt zum ersten Mal den Kanzler. Auch die These, die SPD werde in der Opposition automatisch wieder erstarken, ist gewagt. Von 2009 bis 2013 war sie in der Opposition. Bei der Wahl 2013 stieg ihr Ergebnis von 23% auf 25,7%, ihrem bis dahin zweitschlechtesten Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik. Entscheidend für die SPD wird deshalb sein, ob sie sich tatsächlich erneuert, ob sie wieder Politik macht für die Interessen jener, die zumindest in der Versuchung stehen, SPD zu wählen. Kündigte Willy Brandt einer seinen vielen Reformen an, dann überzeugte er damit die Anhänger der SPD. Denn ihre Lebensverhältnisse sollten sich durch die Reform verbessern. Kündigte Schröder eine Reform an, dann ging es um eine Verschlechterung der Lebensverhältnisse insbesondere der eigenen Wähler. Nur wenn die SPD für sich klärt, für wen sie Politik machen will, wer der Adressat ihrer Politik sein soll, kann sie wieder erstarken. Betrachtet man die Diskussion innerhalb der SPD, kommen da Zweifel auf – und zwar unabhängig davon, ob die SPD regiert oder opponiert.

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Große Koalition: Schulz parteiintern immer stärker unter Druck

In der SPD wird die Absage der Parteiführung zur Bildung einer großen Koalition immer stärker kritisiert. Insbesondere Vertreter des rechten Flügels der Partei fordern Verhandlungen mit der CDU. So schließt die ehemalige Bundesministerin Ulla Schmidt eine große Koalition nicht länger aus. Durch das Scheitern der Jamaika-Koalition habe sich für die SPD eine neue Situation ergeben. Deshalb solle die SPD „in solche Gespräche gehen und schauen, was wir für die Menschen erreichen können, die uns gewählt haben“, so Schmidt gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

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SPD-Erneuerung: Parteirechte besetzt Posten, Parteilinke schreibt Programme

Die von der SPD angekündigte Erneuerung vollzieht sich nach einem in Jahrzehnten und auf allen Ebenen der Partei eingeübten Muster: Die Parteirechte ist zuständig für die personelle Erneuerung, die Parteilinke schreibt Programme. Die erste personelle Erneuerung war, dass Parteichef Schulz, Mitglied des rechten Parteiflügels, entschied, dass er im Amt bleibt.  Generalsekretär der Partei wird Lars Klingbeil, ebenfalls vom rechten Parteiflügel. Bundestagsvizepräsident wurde der aus dem rechten Parteiflügel kommende Thomas Oppermann. Zwei Frauen, die ihre Kandidatur bereits angemeldet hatten, verzichteten unmittelbar vor der Wahl. Fraktionsvorsitzende wurde Andrea Nahles vom linken Parteiflügel, eine Ausnahme, die die Regel bestätigt. Als Geschäftsführer der Fraktion wurde ihr Carsten Schneider, Sprecher der Parteirechten, zur Seite gestellt. Dafür weichen musste Christine Lambrecht vom linken Parteiflügel. Und die Parteilinke? Sie schreibt gute und richtige Positionspapiere. So etwa Ralf Stegner: Großbaustelle SPD – Vom Keller bis zum Dach muss saniert werden! Ein Bauplan. Bei Erscheinen des Papiers waren die Posten bereits vergeben. Ob die Parteirechten in ihren Funktionen die Positionspapiere der Parteilinken umsetzen werden? Dies wäre neu. Und insoweit eine wirkliche Erneuerung der Partei.

SPD: Folgt Scholz auf Schulz?

Sollte mit Niedersachsen auch die fünfte Wahl in diesem Jahr für die SPD verloren gehen, dürfte es für SPD-Chef Martin Schulz eng werden. Nicht wenige in der Führungsspitze der SPD trauen es Schulz nicht zu, den Neubeginn der Partei erfolgreich zu organisieren. Als Nachfolger steht der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz bereit. Mit der neuen Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Andrea Nahles, hat dieser auch eine wichtige Verbündete.