NRW-SPD stellt Bedingungen für GroKo: Bürgerversicherung, höhere Renten und höhere Steuern auf große Vermögen

Der mit Abstand größte und einflussreichste Landesverband der Sozialdemokraten, die SPD aus Nordrhein-Westfalen, hat seine ablehnende Haltung gegenüber einer großen Koalition aus Union und SPD aufgegeben. Der Vorstand des Landesverbandes stellt allerdings weitreichende Bedingungen für seine Zustimmung zu einer solchen Koalition: Bürgerversicherung, höhere Renten und höhere Steuern auf große Vermögen. Gegen die NRW-SPD wird keine Mehrheit in der SPD für eine große Koalition erreichbar sein. Gleichzeitig dürften diese Forderungen auf einen erheblichen Widerstand in der Union stoßen.

SPD kann sich auch in der GroKo erneuern – wenn sie denn eine Erneuerung will

Die SPD müsse sich jetzt erneuern und dürfe deshalb nicht eine große Koalition mit der Union eingehen. Zudem werde die SPD in einer solchen Konstellation noch weiter an Zustimmung verlieren. Betrachtet man nur die beiden großen Koalitionen unter Merkel, dann mag dieser Eindruck richtig sein. Schaut man weiter zurück, so kommen Zweifel auf. In der ersten großen Koalition von 1966 bis 1969 war die SPD auch Juniorpartner und stellte mit Willy Brandt nur den Vizekanzler und Außenminister. Dennoch legte sie in der Wahl 1969 zu und die Union als Partei des Kanzlers verlor an Zustimmung. Am Ende stellte die SPD aus der großen Koalition heraus mit Brandt zum ersten Mal den Kanzler. Auch die These, die SPD werde in der Opposition automatisch wieder erstarken, ist gewagt. Von 2009 bis 2013 war sie in der Opposition. Bei der Wahl 2013 stieg ihr Ergebnis von 23% auf 25,7%, ihrem bis dahin zweitschlechtesten Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik. Entscheidend für die SPD wird deshalb sein, ob sie sich tatsächlich erneuert, ob sie wieder Politik macht für die Interessen jener, die zumindest in der Versuchung stehen, SPD zu wählen. Kündigte Willy Brandt einer seinen vielen Reformen an, dann überzeugte er damit die Anhänger der SPD. Denn ihre Lebensverhältnisse sollten sich durch die Reform verbessern. Kündigte Schröder eine Reform an, dann ging es um eine Verschlechterung der Lebensverhältnisse insbesondere der eigenen Wähler. Nur wenn die SPD für sich klärt, für wen sie Politik machen will, wer der Adressat ihrer Politik sein soll, kann sie wieder erstarken. Betrachtet man die Diskussion innerhalb der SPD, kommen da Zweifel auf – und zwar unabhängig davon, ob die SPD regiert oder opponiert.

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Große Koalition: Schulz parteiintern immer stärker unter Druck

In der SPD wird die Absage der Parteiführung zur Bildung einer großen Koalition immer stärker kritisiert. Insbesondere Vertreter des rechten Flügels der Partei fordern Verhandlungen mit der CDU. So schließt die ehemalige Bundesministerin Ulla Schmidt eine große Koalition nicht länger aus. Durch das Scheitern der Jamaika-Koalition habe sich für die SPD eine neue Situation ergeben. Deshalb solle die SPD „in solche Gespräche gehen und schauen, was wir für die Menschen erreichen können, die uns gewählt haben“, so Schmidt gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

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In der SPD beginnt die Diskussion über die Große Koalition

Trotz einer weiteren Bekräftigung der Absage an eine Koalition mit der Union durch die Führung der SPD hat in der Partei die Diskussion über die Bildung einer Großen Koalition begonnen. So sprechen sich die SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Westphal,  Johannes Rechner und Johannes Kahrs für Verhandlungen mit der Union zur Bildung einer Großen Koalition aus. Kahrs ist Sprecher des einflußreichen rechten Flügels der Partei, dem auch Parteichef Schulz zugerechnet wird. Auch die Mahnung des Bundespräsidenten an alle Parteien und damit auch an die SPD, sich der Verantwortung zum Regieren nicht zu entziehen, wird, so ist zu erwarten, nicht ohne Wirkung bleiben.

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Oppermann öffnet Tür für Große Koalition

Der ehemalige Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, hat die Absage der SPD an eine Große Koalition relativiert. Für den Fall, dass die Bildung einer Koalition aus Union, FDP und Grünen scheitert und Merkel zurücktritt, sieht er eine neue Situation. Dies könnte zu einem Umdenken bei der SPD führen.