Kassel: Über die Nichtfällung von 90 Linden freuen sich vor allem die Bienen

Von der – vorläufigen – Nichtfällung von 90 überwiegend gesunden Linden in der Kasseler Heinrich-Heine-Straße profitieren vor allem die Bienen und andere Insekten. Die Blüten der Linden haben einen sehr hohen Gehalt an Nektar und Pollen. Zudem blühen sie sehr spät im Jahr und bilden deshalb die letzte große Nahrungsquelle für Insekten. Aus einem Lindenbaum erzeugen die Bienen im Durchschnitt 30 kg Honig, der etwa zwei Bienenvölkern das Überleben im Winter sichert. Da ein Bienenvolk im Sommer zwischen 40.000 bis 60.000 Bienen groß ist, liefern die 90 Linden rechnerisch für 4,5 Millionen Bienen die Nahrung – komplett für ein Jahr.

Mijatovic (Grüne) verteidigt geplante Fällung von 90 Bäumen in der Kasseler Heinrich-Heine-Straße

Der Fraktionvorsitzende der Grünen im Kasseler Stadtparlament, Boris Mijativic, verteidigt die geplante Fällung von 90 Bäumen im Zuge der Sanierung der Heinrich-Heine-Straße. Bei jedem Bauvorhaben sei die Frage des Baumschutzes abzuwägen mit den Zielen der Maßnahme. „Die grüne Fraktion steht für Umweltschutz. Wir wollen mehr Bäume und eine kontinuierliche Stadtentwicklung, die unsere Stadt lebenswerter und nachhaltiger macht. Für uns ist klar: Das ist kein Widerspruch sondern eine gemeinsame Aufgabe“, so Mijatovic. Der Fraktionschef reagierte auch auf die Kritik der Naturschutzverbände wegen mangelnder Transparenz des Planungsverfahrens. „Wir werden in der Informationspolitik der Stadt überlegen, was wir besser machen können. Allerdings braucht es auch Einsatz, sich im Verfahren um die Belange des Umweltschutzes rechtzeitig zu kümmern.“ Die Umweltverbände hatten der Stadt vorgeworfen, nicht in den Planungsprozess einbezogen worden zu sein. Unmittelbar vor der Fällung der Bäume hatten BUND und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Widerspruch gegen die Fällung erhoben. Dadurch ist diese zunächst aufgeschoben und die Sanierung der Straße kann in diesem Jahr nicht wie geplant durchgeführt werden. Es droht auch der Verfall bereits zugesagter Fördermittel.

Baumfällaktionen: BUND-Kassel fordert mehr Transparenz

Anlässlich der geplanten Fällung von zahlreichen Bäumen in der Kasseler Heinrich-Heine-Straße fordert der BUND mehr Transparenz. Man habe in den letzten Jahren mehrfach versucht „frühzeitig über Maßnahmen der Stadt Kassel informiert zu werden, bei deren Umsetzung Bäume gefällt werden sollen. Das Ergebnis war enttäuschend. Die Anfragen nach zur Verfügung Stellung von Daten zu geeigneten Baumpflanzstandorten im Kasseler Stadtgebiet und über geplante Baumfällarbeiten wurden abgelehnt“, so der BUND in einem offenen Brief an den Magistrat und die Fraktionen im Stadtparlament. Insbesondere im Falle der Fällung der Bäume in der Heinrich-Heine-Straße habe es keine Beteiligung des BUND gegeben. Im Interesse einer „inhaltlichen Auseinandersetzung für einen verbesserten Baumschutz in Kassel“ legt der BUND deshalb folgende Forderungen vor:

  1. Frühzeitige, direkte und umfassende Information und Beteiligung der Naturschutzverbände über alle Verfahren mit Umweltrelevanz.
  2. Veröffentlichung aller Gutachten mit Umweltrelevanz auf der Internetseite der Stadt Kassel, insbesondere die Daten zu potentiellen Baumstandorten.
  3. Aufnahme der inhaltlichen Vorlagen für alle Sitzungen der Ortsbeiräte in das Bürgerinformationssystem der Stadt Kassel
  4. Rechtzeitige Veröffentlichung einer Aufstellung der Bäume, die gefällt werden sollen, mit Anzahl, Standort und Grund der Fällung.
  5. Naturschutzbeirat: Sitzungen öffentlich durchführen.

SPD, Grüne und CDU gegen verbesserten Baumschutz

Mit den Stimmen von SPD, Grünen und CDU wurde ein Antrag der Kasseler Linken zur Verbesserung des Baumschutzes abgelehnt. Die Linken wollten erreichen, dass bereits Bäume mit einem Stammumfang von 60 cm, wie in Marburg, Frankfurt oder Potsdam, geschützt werden. In Kassel sind Bäume bis zu einem Stammumfang von 80 cm nicht geschützt. Außerdem sollte nach dem Antrag die Pflicht zu Ersatzpflanzungen für einen gefällten Baum verschärft und die Ausgleichszahlungen erhöht werden. Für den Antrag stimmten die Linken, Freie Wähler und Piraten.