SPD will sozialer werden – wer soll das noch glauben?

Der SPD-Bundesvorstand kommt am Wochenende zu einer Klausur zusammen und will der Partei ein sozialeres und linkeres Profil verschaffen. Mit einem umfassenden Paket für eine Reform des Arbeitsmarkts, von Hartz IV und der finanziellen Leistungen für Kinder soll die SPD nach dem Willen der Parteiführung wieder aus dem anhaltenden Umfragetief herausfinden. Dabei verkennt sie, dass der Verfall der SPD – in Bayern kommt sie aktuell noch auf 6%, bundesweit seit Monaten auf nicht mehr als 15% – nicht an ihrer Programmatik liegt. Er liegt darin begründet, dass sie in ihrer Regierungsarbeit nicht das umsetzt, was sie auf Parteitagen den Wählern verspricht – und dies seit vielen Jahren. Der SPD mangelt es an Glaubwürdigkeit. Um diese zurück zu gewinnen, muss die SPD sagen, was sie meint und dann tun, was sie sagt. Und nicht am Wochenende soziale und linke Beschlüsse fassen, an die sich unter der Woche niemand ihrer Regierungsmitglieder mehr erinnert.
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Hartz IV bedeutet Armut – 1,06 € für Bildung

„Hartz IV bedeutet nicht Armut, sondern ist die Antwort unserer Solidargemeinschaft auf Armut.“ Damit habe jeder das, „was er zum Leben braucht“. Sieht man sich den sogenannten Regelbedarf einmal näher an, dann dürfte der neue Gesundheitsminister Jens Spahn mit dieser Äußerung falsch liegen. Der Regelbedarf beträgt für einen Alleinstehenden derzeit 416,- € monatlich und ist aufgeschlüsselt nach verschiedenen Bedarfen. 144,86 € sind zum Beispiel für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke vorgesehen, 36,41 € für Bekleidung und Schuhe, 15,79 € für die Gesundheitspflege und 1,06 € für Bildung. Ausgaben für alkoholische Getränke und Tabakwaren erscheinen nicht. Hartz IV Empfänger haben von Gesetzes wegen dort keinen Bedarf. Angesichts dieser Zahlen kann nicht mehr zweifelhaft sein, dass Hartz IV Armut bedeutet. Diese Zahlen erläutern auch den sprunghaften Anstieg der Tafeln in Deutschland seit der Schröderschen Agenda-Politik. Und sie erklären die Halbierung der Wahlergebnisse der SPD.
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