Mit großem Bedauern und großer Verwunderung habe die Kasseler Kulturdezernentin Susanne Völker „durch eine online veröffentlichte Stellungnahme davon erfahren, dass der Verein zur Förderung von Kultur- und Kommunikationsprojekten die Trägerschaft für das Kulturzelt Kassel mit sofortiger Wirkung abgibt“. Den Vorwurf mangelnder Förderung weist Völker zurück. „Mit Blick auf das tatsächliche finanzielle und ideelle Engagement der Stadt Kassel kann von mangelnder Kooperation keine Rede sein“, so Völker. „Eine seit dem Jahr 2000 unverändert hohe institutionelle Förderung von jährlich 15.340 Euro, wurde 2017 auf 27.340 Euro erhöht und in den vergangenen zwölf Jahren immer wieder durch finanzielle Zuschüsse in einer Gesamthöhe von 387.000 Euro ergänzt.“ Dadurch seien Programme zusätzlich gefördert, Defizite ausgeglichen, Schallschutzmaßnahmen finanziert und der Ankauf eines neuen Zelts im Jahr 2010 mit 300.000 € unterstützt worden. „Gerade der Ankauf dieses 500.000 Euro teuren neuen Konzertbaus, an dessen Finanzierung sich auch die Firma Wintershall, die Kasseler Sparkasse sowie die Sparda Bank beteiligt hatten, habe zur Zeit der weltweiten Finanzkrise und eines zweistelligen Millionendefizits der Stadt Kassel viel Kritik ausgelöst. Die Stadt habe ihr großzügiges finanzielles Engagement für das Kulturzeltfestival als ein klares Bekenntnis zur Kultur verteidigt“, so die Kulturdezernentin. Für den Haushalt 2019 seien noch einmal zusätzliche Mittel in der gewünschten Höhe von 42.660,- € eingestellt worden. Gleichzeitig sei das Kulturzelt seitens des Ordnungsamt aktiv dabei unterstützt worden, die in den vergangenen Jahren immer höher werdenden Sicherheitsvorkehrungen für öffentliche Veranstaltungen mit einem vergleichsweise geringen finanziellen und administrativen Aufwand umzusetzen. „Vor diesem Hintergrund einer jahrelangen, kooperativen Zusammenarbeit und der Bedeutung, welche die Stadt Kassel dem Kulturzelt beimisst, hätte ich mir gewünscht, dass die Verantwortlichen mit ihren Bedenken das direkte Gespräch mit uns gesucht hätten anstatt mit einer finalen Entscheidung und unberechtigten Vorwürfen an die Adresse der Stadt an die Öffentlichkeit zu gehen“, kritisiert Völker.
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Kulturzelt Kassel vor dem Aus – Scharfe Kritik an Stadt
Der Trägerverein des Kulturzeltes Kassel hat angekündigt, nach 32 Jahren das jährliche im Sommer stattfindende Festival aufzugeben. Als Grund wird die mangelnde Unterstützung durch die Stadt Kassel angeführt. „Die Unterstützung der Stadt, sowohl ideell als auch materiell ist seit Jahren nicht in dem Maße, in dem es angemessen und nötig gewesen wäre, gewährleistet und uns als gemeinnützigem und nicht kommerziellem Verein ist es zukünftig nicht möglich, ohne ein adäquates Engagement der Stadt das Festival solvent und auf seinem hohen künstlerischen Standard weiterzuführen. Wir geben das Festival als wirtschaftlich noch gesunder Trägerverein auf und verabschiedeten den Sommer 2018 mit einem Programm, das zu den Besten der langen Kulturzelt-Geschichte gehört und um das Kassel von anderen Städten beglückwünscht wird“, so der Verein in seiner Erklärung. Die formalen Rahmenbedingungen seien jedes Jahr repressiver geworden, demgegenüber habe sich die institutionelle Förderung durch die Stadt seit 1994 nicht erhöht. Die Erfüllung der Auflagen im Schallschutz, bei den technischen Anforderungen, Infrastrukturkosten, Personalkosten und Sicherheitsaspekten seien nur „unter schwierigen, selbstausbeuterischen und riskanten Bedingungen von uns getragen und realisiert“ worden. „Wir gehen auch, weil Selbstausbeutung Grenzen hat und Arbeit mit und von Kultur die gleiche Wertschätzung erfahren muss, wie jede andere auch. Auch für eine freie Kulturinstitution sind Rechte und Sicherheit sowie Vertrauen in die staatlichen Institutionen Grundbedingungen einer vernünftigen und erfüllenden Arbeit.“ Es sei ein zunehmender Trend, dass sich die öffentlichen Organe aus ihrer Verantwortung nehmen. „Das gilt für freie Kulturinstitutionen ebenso wie Schulen, die mit ihren Fördervereinen Aufgaben des Staates und der Kommunen wahrnehmen, etc. pp. Unser Land und unsere Stadt sind nicht die „Bedürftigen“. Die öffentlichen Kassen sind gut gefüllt. Wir möchten die Stadt daran erinnern, dass sie ihre Aufgaben nicht wahrnimmt und die vielfältige Inszenierung einer Stadtgesellschaft in ihrem Interesse sein sollte. Wenn sie diese Aufgaben an freie Träger weitergibt, ist sie gut beraten, wenn sie diese kooperativ begleitet.“